Internationale Körpermaßtabellen helfen, die Proportionen von den Menschen anderer Länder beurteilen zu können. Umsetzungstabellen für die internationalen Größensysteme stellen sicher, daß die Größenauszeichnung korrekt vorgenommen werden kann. Diese Körpermaßtabellen stehen für Damen, Herren und Kinder zur Verfügung.

Internationaler Maßtabellenvergleich

Schon vor 20 Jahren wurde durch ein Schlüsselerlebnis, das die Autorin in Hong Kong hatte, der Grundstein für das Intersse an den Körpermaßen und deren Unterschiede gelgt. Der Wunsch, schicke und preiswerte Kleidung zu erstehen scheiterte an den in Hong Kong vorrätigen Größen. Es wurde deutlich, daß die Hong Kong Chinesin nicht nur kleiner sondern auch zierlicher ist als die deutsche Frau. Um auf abweichende Größensysteme und abweichende Figurproportionen zu stoßen ist eine so weite Reise gar nicht notwendig. Schon eine Reise nach Rom oder Paris genügt. Frustriert muß die deutsche Touristin erkennen, daß sie im Regal bei den großen Größen, zwei Konfektionsgrößen größer als zu Hause, suchen muß, um passende Kleidung zu finden. Ein mexikanischer Händler, der seine T-shirts an hauptsächlich US-amerikanische Touristinnen verkaufen wollte, begegnete diesem Problem mit einer einfachen, genialen Lösung. Auf die Frage nach den vorhandenen Größen kam die Antwort "all one size". Er hatte sich hierbei wohl an den großen Größen orientiert, manche Kundin hätte das T-shirt gleichzeitig mit der besten Freundin tragen können, ohne daß es zu eng gewesen wäre.

Eine weniger geniale, aber passformsichere Lösung, ist Ziel eines internationalen Maßtabellenvergleichs. In Zeiten einer zunehmenden Internationalisierung und Globalisierung der Absatzwege mit neuen Märkten u.a. in Asien sind nicht nur genaue Kenntnisse der Absatzmärkte, die Besonderheiten der unterschiedlichen Religionen, Kulturen und Mentalitäten erforderlich, sondern als Produzent von Bekleidung ist auch das Wissen über die Körpermaße der Kunden, denen Bekleidung verkauft werden sollen, von besonderer Bedeutung.

Daher ist es interessant nicht nur vorhandene deutsche Größensysteme hinsichtlich der Übertragbarkeit auf andere Bevölkerungsgruppen zu untersuchen, sondern auch die notwendigen Maßabweichungen herauszufinden, diese zu beschreiben und die Ergebnisse entsprechend auf die Konstruktion ausgewählter Bekleidungsstücke zu übertragen. Nur so kann der verstärkt auftretenden Forderung nach einer optimalen Paßform begegnet werden. Diese Forderung spiegelt sich auch im Trend hin zur Maßkonfektion wieder, die sicherlich nur in ganz speziellen Bereichen durchführbar ist. Auch in Zukunft wird über die Maßkonfektion nur ein relativ kleiner Kundenkreis bedient werden können. Trotz zahlreicher (z.B. elektronischer) Hilfsmittel für das Vermessen des Körpers und der Umsetzung der so gewonnenen Maße in paßformgerechte Schnitteile muß bei der Maßkonfektion ein erheblicher Aufwand betrieben werden.

Sollen neue Märkte mit qualitativ optimalen Produkten bedient werden, müssen die Bedingungen, die auf diesen Märkten zu erwarten sind, sehr genau untersucht werden. Es genügt nicht, für den deutschen Markt entwickelte Produkte zu exportieren. Im Bereich der Bekleidung müssen nicht nur Farben und Formen, sondern auch die korrekte Paßform angeglichen werden.

Als ein nicht zu unterschätzendes Hindernis hat sich gezeigt, daß viele Länder keine eigenen Reihenmessungen durchführen und somit auch nicht über nationale Körpermaßtabellen verfügen. Dies gilt z.B. für die Türkei, die mit ausländischen, z.B. deutschen Tabellen arbeiten, für Libyen, das mit italienischen Maßtabellen arbeitet, aber auch für Malaysia und Sri Lanka, die englische Tabellen im Einsatz haben. Kuwait benutzt englische, deutsche, italienische und französische Tabellen, Ägypten die der USA.

Der Einsatz von Tabellen anderer Nationen, die zum Teil am anderen Ende dieser Welt leben, beruht zum einen auf der wirtschaftlichen Verbindung der dortigen Bekleidungsindustrie zu ihren wichtigsten Kunden (Türkei, Kuwait, Ägypten), zum anderen auf traditionell gewachsenen Verbindungen, wie dies z.B. bei Sri Lanka gegenüber Großbritannien der Fall ist.

Die deutschen Frauen haben gegenüber denen aller anderen europäischen Länder einen größeren Taillenumfang bezogen auf den gleichen Brustumfang. Dies ist mit der Grund, daß Ober- und Unterteile bei der Größenauszeichnung unterschiedlich behandelt werden müssen bzw. daß die einfache Etiketten-Umzeichnung eines paßformkritischen Teiles, z.B. eines (taillierten) Kleides nicht wirklich funktionieren kann. Entweder stimmt die Oberweite, aber das Kleid sitzt nicht in der Taille oder umgekehrt. Dies gilt aber auch für einen engen Rock, der bei einer einfachen Größenumzeichnung entweder in der Taille oder in der Hüfte passen kann.

Da bei Produkten, die für den Export bestimmt sind, die Umsetzung jeder einzelnen deutschen Größe in die entsprechende Größe des Ziellandes zu aufwendig wäre, ist folgende Vorgehensweise denkbar:

Ausgehend von der deutschen Basisgröße des Modells wird anhand einer Umsetzungstabelle die entsprechende Größe des Ziellandes herausgesucht und es werden die hierfür notwendigen Maßabweichungen erstellt. Im Anschluß daran wird das Modell anhand der länderspezifischen Gradiertabelle in die gewünschten Größen umgesetzt.

Liegen einmal Umsetzungs- und Gradiertabellen vor, ist die Durchführung einer Schnittanpassung unter Einsatz eines Gradiersystems schnell und sicher durchzuführen. Exemplarisch soll diese Vorgehensweise an einem Beispiel dargestellt werden.

Sind innerhalb Europas Abweichungen der Körpermaße deutlich, so erscheint es nur logisch, daß weltweit die Abweichungen von noch gravierender Bedeutung sein müssen. Dies ist hinsichtlich des Zieles, neue Märkte zu erschließen, in Zukunft stärker zu beachten. So war der entsprechende weltweite Vergleich der Maßtabellen der nächste logische Schritt.